Neuste Erkenntnisse
Alzheimer-Antikörper BAN2401, jetzt bekannt als Lecanemab, im
Zulassungsverfahren
Zusammenfassung von Prof. Dr. Anja Schneider, DZNE (in Anlehnung an www.alzforum.org)
Hintergrund:
BAN2401 ist ein Antikörper, der sich gegen große, lösliche Aβ-Protofibrillen richtet, die mit der Alzheimer-Krankheit in Verbindung stehen. In Mausmodellen der Alzheimerkrankheit konnte BAN2410 Nervenzellen schützen. Eisai lizenzierte BAN2401 und ging mit Biogen eine Partnerschaft für die gemeinsame Entwicklung ein. Es folgten mehrere klinische Studien.
Ergebnisse:
In Phase-1-Studien wurden Sicherheit, Verträglichkeit und Pharmakokinetik von BAN2401 bei Menschen mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Krankheit getestet. Der Antikörper war gut verträglich, hatte aber nur eine kurze Halbwertszeit. Die Phase-2-Studie zeigte nach 18 Monaten bei der höchsten Antikörperdosis eine deutliche Verlangsamung des kognitiven Abbaus und eine deutliche Verringerung der Amyloid-Ablagerungen im Gehirn.
An der 2019 begonnenen Phase-3-Studie Clarity AD nahmen über 1.500 Teilnehmer teil. Positive Ergebnisse im September 2022 zeigten die Wirksamkeit von Lecanemab bei der Verlangsamung des kognitiven Abbaus und der Reduzierung von Amyloid im Gehirn. Berichte über unerwünschte Ereignisse, darunter Hirnblutungen, gaben jedoch Anlass zur Sorge.
Zulassung:
Im Januar 2023 erhielt Lecanemab die FDA-Zulassung in den USA im Rahmen des beschleunigten Zulassungsverfahrens, das auf dem Nachweis der Amyloid-Entfernung in der Phase-2-Studie und der hinreichenden Wahrscheinlichkeit eines klinischen Nutzens beruhte. Es wird seitdem unter dem Markennamen Leqembi verkauft. Die FDA erteilte die traditionelle Zulassung im Juli 2023 für die USA. Im März 2023 zeigten die zusätzlichen Wirksamkeitsdaten der Clarity-Studie Vorteile bei der Lebensqualität und der Belastung der Pflegekräfte. Im Juni 2023 dann erteilte die FDA Lecanemab eine herkömmliche, vollständige Zulassung. Die Zulassung für Lecanemab in der EU erfolgte im April 2025
Vorteile von Lecanemab:
Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten: Klinische Studien, insbesondere die Phase-3- Studie Clarity AD, haben gezeigt, dass Lecanemab den kognitiven Abbau verlangsamen kann. Die höchste Antikörperdosis zeigte eine signifikante, wenn auch moderate, Verringerung des kognitiven Abbaus, gemessen mit verschiedenen kognitiven Bewertungsinstrumenten wie dem Clinical Dementia Rating Sum of Boxes (CDR-SB), ADAS-Cog14 und ADCOMS.
Amyloid-Entfernung: Der primäre Wirkmechanismus von Lecanemab besteht in der Entfernung von Amyloid-Plaques aus dem Gehirn. Die Phase-2-Studie zeigte eine deutliche Verringerung von Amyloid im Gehirn um bis zu 93 Prozent, was auf eine mögliche krankheitsmodifizierende Wirkung hindeutet.
Positive Ergebnisse bei der Lebensqualität: Weitere Wirksamkeitsdaten aus der Clarity- Studie zeigten Vorteile, die über kognitive Messungen hinausgehen. Self Reporte Outcomes zeigten eine Verbesserung der Lebensqualität und eine Verringerung der Belastung für pflegende Angehörige. Diese breitere Wirkung deutet auf potenzielle Vorteile für das allgemeine Wohlbefinden der mit Lecanemab behandelten Personen hin.
Verlangsamung der Tau-Akkumulation: Post-hoc-Analysen der Tau-PET-Teilstudie von Clarity deuteten auf eine signifikante Verlangsamung der Anhäufung von Tau-Tangles im medialen Temporallappen hin.
Risiken:
Unerwünschte Ereignisse: Berichte über unerwünschte Ereignisse, einschließlich Hirnblutungen, gaben Anlass zu Bedenken hinsichtlich der Sicherheit von Lecanemab. Amyloidbedingte Bildgebungsanomalien (ARIA-E: Hirnschwellung, ARIA-H: Blutung) traten bei ca. 12% (ARIA-E) bzw. 17.3% (ARIA-H) der mit Lecanemab behandelten Studienteilnehmer auf. Während die meisten ARIA-Ereignisse asymptomatisch waren, traten bei einigen Personen leichte und vorübergehende Symptome auf. Ein kleiner Prozentsatz wies schwere Symptome auf.
Todesfälle durch Hirnblutungen: In der offenen Zulassungserweiterung von Lecanemab wurden drei Todesfälle durch Hirnblutungen gemeldet, was Anlass zur Sorge über mögliche schwere Komplikationen im Zusammenhang mit der Behandlung gibt. Laufende Forschung und die Überwachung nach der Markteinführung werden von entscheidender Bedeutung sein, um die langfristigen Vorteile und Risiken dieser neuartigen Alzheimer-Therapie besser zu verstehen. Die regelmäßige Überwachung, die richtige Auswahl der Patienten und die fortlaufende Bewertung des Sicherheitsprofils sind wesentliche Bestandteile der laufenden Behandlung von Patienten, die Lecanemab erhalten.
Verfügbarkeit in Deutschland:
Mit einer Verfügbarkeit ist frühestens Herbst 25 zu rechnen.
Lecanemab wurde für Patienten mit leichtem kognitivem Defizit oder milder Alzheimer Demenz zugelassen. Der Nachweis einer Alzheimerpathologie entweder mittels Nervenwasser- oder Amyloid-PET Untersuchung ist zwingend vorgeschrieben. Leqembi darf nicht für Personen verschrieben werden darf, die Antikoagulanzien einnehmen (Thrombozytenaggregationshemmer wie ASS sind erlaubt), oder an vorbekannten Gerinnungsstörungen, Schlaganfällen im Jahr vor Therapiebeginn oder Krampfanfällen leiden. Ebenfalls von der Therapie ausgeschlossen sind APOE4-homozygote Patienten. Dies macht eine genetische Testung vor Therapiebeginn erforderlich.
Die Therapie wird als Infusion verabreicht (alle 2 Wochen) und ist aktuell nur in spezialisierten Zentren möglich. Während der Therapie werden regelmäßige MRT Untersuchungen durchgeführt, um mögliche Nebenwirkungen (ARIA) zu erfassen.
Bei Interesse an dieser Therapie können Sie sich an die Klinik für Alterspsychiatrie und Kognitive Störungen am Universitätsklinikum Bonn
gedaechtnisambulanz@ukbonn.de